Schilfs Reiseseite

Berichte von Reisen

zu Wasser, zu Lande und in der Luft

14.03.03

Frühstück gibt es nicht in dem Hotel, und deshalb fahren wir erst einmal zu Carrefour (früher Prycka), einem riesigen Supermercado mit einigen kleinen Bars. Dort bekommen wir auch unser Frühstück.
Weiter geht die Fahrt. Heute ist es diesig, aber warm. Wir wollen nach Arcos de la Frontera, schaffen dies auch, sehen aber von der Stadt nicht viel, weil wir immer die Auffahrt zur Festung verpassen. Schließlich habe ich keine Lust mehr, ein drittes Mal durch die centro ciudad (Innenstadt) zu fahren, und wir nehmen den Weg Richtung Sevilla.
Es geht durch menschenleeres Land. Irgendwo auf einer einsamen Straße halten wir an, filmen die Hügellandschaft und telefonieren mit Juttas Mutter, die heute Geburtstag hat. In Sevilla sind wir gegen 12.15 Uhr. Wir parken in der Nähe der Universität und begeben uns auf den Weg zum Oficina de turismo. Dort erhalten wir von einer freundlichen Mitarbeiterin einen Stadtplan und eine Liste mit Hotels und Pensionen. Da das Touristenbüro gleich in der Nähe der „Giralda“ liegt, besuchen wir die drittgrößte Kirche der Welt. Ich habe das nicht gewusst und stelle nun fest, dass ich die ersten drei Kirchen der Welt kennen gelernt habe: Petersdom in Rom, St. Paul`s Cathedral in London und jetzt – die Kathedrale von Sevilla. Es ist ein beeindruckender Bau.
Anschließend – ich bin schon etwas fußlahm und trinke am Puerto de Jerez ein Bier, begibt sich Jutta auf die Suche nach einem Hotel – und wird fündig. Wir landen im Hotel Zurbarán in der C/Mariana de Pineda, 10. Wir haben ein großes Zimmer mitten in der Altstadt und checken ein. 2 Nachteile: Das Hotel hat keinen eigenen Parkplatz und es gibt kein Frühstück. Das erste Problem wird dadurch gelöst, dass wir etwa 100m weiter ein Parkhaus finden, das zu einem anderen Hotel gehört, aber öffentlich genutzt werden kann. Das zweite Problem scheint auch klein zu sein, denn überall in der Umgebung gibt es Bars, die auch morgens bereits öffnen und wo wir frühstücken können.
Inzwischen ist es 17 Uhr geworden und wir beschließen, einen Bummel durch das Barrio de Santa Cruz zu machen. Es ist das Stadtviertel, in dem sich auch unser Hotel befindet. Bis zur Vertreibung der Juden aus Spanien unter den katholischen Königen war es das Judenviertel von Sevilla. Kleine Gassen und Plätze, die ein wenig an Montmartre erinnern, prägen das Bild. Wir trinken vor der Bar (ja, man draußen sitzen bei 26 Grad) Giralda eine Kleinigkeit, nicht ohne vorher die Mosaiken im Inneren bewundert zu haben. Sie stammen von alten arabischen Bädern. Auf unserem Weg kommen wir in die C/ Ximénez de Enciso. Dort stoßen wir auf die „Casa de la Memoria de Al-Andalus“.
Es ist nicht nur ein kleines Museum, das den Einfluss der sephardischen Juden im Mittelalter zeigt, sondern eine Reihe von Konzertveranstaltungen anbietet. Schnell finden wir heraus, dass heute Abend ein Flamenco-Abend stattfindet. Wir besorgen uns Eintrittskarten und gehen erst einmal essen. Paella steht heute auf dem Speisezettel. Die ist so reichlich, dass wir nicht alles aufessen können. Bis zum Beginn der Veranstaltung bummeln wir noch ein wenig durch das Barrio.
Der Flamenco-Abend ist dann ein voller Erfolg. Ein hervorragender Sänger, fantastische Gitarrenmusik und sehr ausdrucksstarke Tänze, von einem Mann und einer Frau dargeboten, begeistern uns. Viel zu schnell geht die Zeit vorbei.
Im Anschluss sehen wir in einer Gasse einen großen Menschenauflauf vor einer Kirche. Aus der dringt der Gesang von „Oh Haupt voll Blut und Wunden“. Wir bleiben stehen, gehen in die Kirche, die überfüllt ist und werden Zeugen, wie Männer Jesus ans Kreuz geschlagen aus der Kirche tragen. Eine Prozession bildet sich und windet sich durch die engen Gässchens des Barrio. Wir verziehen uns in eine Bar („Las Teresas“), in der ein riesiger Betrieb herrscht. Plötzlich geht das Licht aus, und es wird still. Die Prozession mit dem Christus am Kreuz zieht vorbei. Danach geht es weiter wie bisher. Verstanden haben wir das nicht, aber es ist sehr eindrucksvoll. Auf unserem Weg ins Hotel treffen wir dann noch auf eine Musikgruppe, die vor einer Bar aufspielt. Inzwischen ist es weit nach Mitternacht, und Sevilla ist noch voller Leben.