Schilfs Reiseseite

Berichte von Reisen

zu Wasser, zu Lande und in der Luft

12.10.2009

Heute habe ich nicht so gut geschlafen. Vielleicht hat es daran gelegen, dass es nachts wie aus Eimern geschüttet hat. Auch jetzt um 09.30 Uhr sieht es eher nach Regen aus. Wir wollen heute nach Worms.


Inzwischen ist es 17.30 Uhr und wir haben einen spannenden Tag hinter uns. Zunächst fuhren wir nach Worms, das nur ca. 9 km von Osthofen entfernt ist. Unser Auto stellten wir in einem Parkhaus im Zentrum ab. Unser erster Weg führte uns in das Judenviertel der Stadt. Obwohl Worms keine jüdische Gemeinde mehr hat, gibt es dennoch viele Zeugnisse jüdischer Vergangenheit in der Stadt.
Mittelalterliches und neuzeitliches Judentum kann man in der engen Judengasse erleben. Die Synagoge und das jüdische Museum im Raschi-Haus haben zwar geschlossen, weil heute Montag ist; in das Ritualbad konnten wir aber einen Blick werfen.


Das Haus steht nicht mehr und die Besitzer sind von den Nazis ermordet worden.


An der Synagoge

 


Martinspforte


Wir gingen an der Martinspforte vorbei, durch die Luther unter großer Anteilnahme der Bevölkerung 1521 in Worms einzog. An der Martinskirche und am Ludwigsdenkmal (zu Ehren des 1892 verstorbenen hessischen Großherzogs Ludwig IV. errichteter Obelisk) ging es weiter zum Lutherdenkmal.


"Hier steh ich nun und kann nicht anders"


Es ist das größte Reformationsdenkmal der Welt und wurde 1868 vollendet. Im Mittelpunkt steht natürlich Luther und der Reichstag zu Worms im Jahre 1521, dargestellt sind aber ebenfalls Vorreformatoren wie Johann Hus oder Zeitgenossen Luthers wie Philipp Melanchthon und Fürsten bzw. Könige.

Im Heylshofgarten, den wir dann durchquerten, fanden wir eine Reliefplatte, die zeigt, wo Luther stand, als er am 17./18. April 1521 die weltgeschichtlich bedeutende Begegnung mit Kaiser Karl V. hatte.

Die ehemalige Kaiser- und Bischofspfalz wurde 1689 zerstört. Durch ein Tor gelangten wir auf den Platz vor dem Kaiserdom St. Peter. Durch das Hauptportal, auch "Kaiserportal" genannt, kamen wir in diese große, doppelchörige, romanische Anlage. Sie wurde zwischen 1125/30 und 1181 auf den Fundamenten des von Bischof Burchard (1000-1025) errichteten Baus neu gebaut.


Dom St. Peter


Nach so vielen Eindrücken mussten wir uns erst einmal stärken. Eigentlich wollten wir nur noch zum Rhein, aber plötzlich überkam es mich und wir fuhren über die Rheinbrücke nach Heppenheim an der Bergstraße. Vor 48 oder 49 Jahren hatte ich hier vier Wochen in der damals neu errichteten Jugendherberge (1960) auf der Starkenburg verbracht. Es war ein eigentümliches Gefühl die kopfsteingepflasterte Straße zur Burg hochzufahren. Wie damals spielten auch heute Kinder in und vor der in der Burg untergebrachten JH. Jutta und ich stiegen auf einen Turm (wie ich damals mit 11 oder 12 Jahren) und genossen den Ausblick in das Rheintal und in den Odenwald.

 
Wie das wohl vor 48/49 Jahren ausgesehen hat?


Blick auf Heppenheim a.d. Bergstraße

Über Gernsheim ging es dann zurück nach Osthofen. Dabei querten wir den Rhein mit einer Autofähre.


Viel Verkehr auf dem alten Vater Rhein


In Osthofen holten wir unseren Wein, den wir uns gestern Abend noch im "Weingut Holzmühle" ausgesucht hatten und fuhren zu unserer Ferienwohnung. Natürlich wollten wir jetzt auch den Wein unserer Gastgeber probieren. Also gingen wir in die Probierstube des "Margaretenhofes". Dort trafen wir Britta Ahl, unsere Gastgeberin. Die führte uns erst einmal durch den Betrieb und zeigte uns den Weinkeller (von 1718!). Weinanbau ist wirklich eine Wissenschaft für sich und neben viel Wissen gehört auch eine Portion Glück dazu. Ahls waren noch vor dem einsetzenden Regen mit der Lese fertig geworden.

Nun sitzen wir in unserer Wohnung bei einem guten feinherben Spätburgunder aus dem Jahre 2006 und freuen uns auf die nächsten Tage. Morgen geht es nach Mainz. Am Mittwochvormittag haben wir uns mit Frau Ahl zu einem (Lehr-) Spaziergang durch die Weingärten verabredet und am Donnerstagabend werden wir bei Flammekuchen noch einige leckere Tröpfchen probieren.